Else RINGNALDA


Else Ringnalda oder Kunst aus dem Geist der Utopie
Else Ringnaldas Werk entspringt der Sehnsucht nach einer besseren Welt: "Ich stelle mir ein ideales Zusammenleben vor, eine Utopie." Und: "Meine Skulpturen sehe ich als Darsteller dieser Utopie." So streben ihre Plastiken denn auch buchstäblich nach Höheren: Ringnalda formt sie länger und länger. Oft denkt sie daran, sobald sie eine Skulptur vollendet hat, dasselbe Kunstwerk noch mal zu machen - aber ausgestreckter. Denn für die Niederländerin symbolisiert die Vertikale insbesondere Vitalität. Sie sagt über ihre Plastiken: "Wie eine Pflanze mit enormer Lebenskraft wachsen sie nach oben."

homo ludens - der spielende Mensch

Gleichwohl manifestiert sich in ihren Schöpfungen keineswegs eine pralle, kraftstrotzende Figürlichkeit. Im Gegenteil: Ihr Verlangen nach Verlängerung gründet in der Absicht, den Skulpturen eine Aura von Verletzbarkeit und Unsicherheit zu geben - und sie näher an höhere und transzendente Sphären heranzuführen. "Ich empfinde ein gewisses Maß an Unsicherheit als Ehrlichkeit. Ich möchte eine Lanze brechen für die Unsicherheit, einen Bestandsschutz für Unsicherheit kreieren."

Stark beeinflusst hat sie die Gedankenwelt des weltberühmten niederländischen Kulturhistorikers Johan Huizinga, der das Bild des homo sapiens in einem epochalen Werk (1938) um den homo ludens erweiterte, den spielenden Menschen. Auch Friedrich Schiller hat in seinen Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen die kulturstiftende Funktion des Spielens hervorgehoben: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Else Ringnalda weiß sich dieser Tradition verpflichtet: "Mein homo ludens sind Menschen, die ihre Talente entdecken und entwickeln, die Raum bieten und Bewunderung besitzen für individuelle Unterschiede. ... Sie sind überzeugt von der Gleichwertigkeit zwischen Menschen ..." Und darum präsentieren sich manche ihrer faszinierenden Figuren als androgyne Wesen.

Figuren, die sich treiben lassen ...

Ihre Skulpturen verkörpern das Streben nach Harmonie und einer natürlichen Vollkommenheit - die der tieferen Natur des Menschen entspricht. Ganz bedeutsam für ihr Schaffen sind die "ägyptischen Quellen". Es ist die Ruhe und Stille, die antike Plastiken aus der Zeit der Pharaonen ausstrahlen. Es ist die edle Zeitlosigkeit des Ausdrucks. Else Ringnalda hat sich intensiv von der altägyptischen Bildhauerkunst inspirieren lassen. Zu den Arbeiten zählt auch die Werkgruppe "Drosophila", das sind die "Tau-Liebenden" (altgriechisch): Bronze-Figuren, die wie auf einem Seerosenblatt zu schweben scheinen. Diese Skulpturen treiben auf dem Wasser, wodurch sie eine ständige Bewegung vollziehen, beeinflusst von Wind und Strömung. So scheint ein kleines Wassertheater zu entstehen, mit immer neuen Perspektiven. Angeregt durch "Drosophila", ist eine größere Reihe von (Aqua-)Plastiken* entstanden, mit Titeln wie "Lotus", "Grasshopper" oder "Shemale" - allesamt Abbildungen eines homo ludens. Es sind Werke, die auch solo in Innenräumen eine faszinierende Wirkung entfalten - nicht nur, wenn sie auf einem seerosenblatt-artigen Untergrund übers Wasser treiben.

Ein Teil der Wirkung ihrer Plastiken besteht in einem Zug von Verletzbarkeit und Unsicherheit. Else Ringnalda sieht da auch eine philosophische Traditionslinie: "Die alten Griechen nannten Unsicherheit die Quelle aller Weisheit."


Else Agathe Julie Ringnalda, Jahrgang 1958, studierte an der Utrecht School of Arts von 1979 bis 1984 und an der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam, 1984-1985. Die Bildhauerin ist mehrfache Preisträgerin. So gewann sie 1989 den Prix d'Honneur bei der Internationalen Portrait Triennale in Polen. Wir freuen uns, Else Ringnalda in Deutschland exklusiv vertreten zu können.


*Information zum Aufbau: Für die schwimmende Basis solcher Skulpturen formt die Künstlerin zunächst aus Polyester ein Seerosenblatt-ähnliches Werkstück (es ist das Material, wie es meist auch im Surfbrettbau verwendet wird). Mit ganz klein gemahlenen Kieselsteinchen gestaltet Ringnalda nun auf der sichtbaren Oberfläche ein Netzwerk von Strukturen, das die Lebensadern einer Seerose darstellt. Die gesamte Basis der Skulptur bemalt die Künstlerin schließlich - und überzieht sie zum Schutz gegen die Witterung dicht mit Epoxydharz. Die Gewähr für die Dauerhaftigkeit des zeitlosen Kunstwerks. Die Skulptur selber wird auf dem Basis-Blatt fixiert. Unter der schwimmenden Basis, also unter der Wasseroberfläche, sorgt ein festmontierter Kiel dafür, dass die Skulptur bei unterschiedlichen Wetter- und Strömungseinflüssen stets stabil schwimmt und nicht kippen kann.

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